Der Architekt und Designer Henry van de Velde, 1863 in Antwerpen geboren, wurde in Weimar zum Vordenker eines neuen Stils. Schönheit und Vernunft brachte er in Einklang.
Von 1881 bis 1884 studiert er an der Académie des Beaux-Arts in Antwerpen Malerei und beginnt zunächst als neoimpressionistischer Maler seine Laufbahn. Nur wenige Jahre später lässt er sich von den reformerischen Ideen John Ruskins und William Morris inspirieren. Dies hat zur Folge, dass van de Velde 1892 die Malerei zugunsten der Formgebung aufgibt.
Bereits im selben Jahr stellt er auf dem Salon der Gruppe Les Vingt eine Stickerei aus und entwirft Illustrationen für Bücher und Zeitschriften. Nach seiner Lehrtätigkeit an der Universität Brüssel zieht es ihn 1900 nach Berlin und schließlich von 1902 bis 1917 nach Weimar. Aus seiner Weimarer Kunstgewerbeschule geht 1919 die Wiege der Moderne hervor: das Bauhaus.
Van de Feldes Jugendstil-Designs nehmen schon früh die zwei Hauptmerkmale der modernen Formgebung auf: Funktionalismus und Abstraktion.
In souveräner Überwindung aller Traditionen ignorierte van de Velde zudem die Grenzen zwischen Kunst und Kunsthandwerk und gestaltete mit seinem Kanon praktisch jedes Gebiet des Lebens: den Bau des Hauses, die Gestaltung des Raumes, die Form von Kleidung und Schmuck, aber auch das Design von Alltagsgegenständen, vom Leuchtkörper über das Möbelstück bis hin zum Brieföffner.
Der „Alleskünstler“ blieb lebenslang seiner damals formulierten Überzeugung treu, die Gestaltung eines Gegenstands sei desto vollkommener, je exakter sie dessen Zweck entspreche. Er folgte dabei stets der Vorstellung, dass schöne und mit ihrer Umgebung harmonisierende Dinge den Menschen erheitern und erheben würden.