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Haus des Volkes - Das Bauhaushotel

News & Stories — 07. Juli 2015
von Matthias Kanter
Für Freude der Bauhausarchitektur findet sich eines der größten realisierten Projekte der Dessauer in Thüringen. Unweit der Bahnstrecke von Leipzig nach Nürnberg erhebt sich in Probstzella ein gut erhaltenes Gesamtkunstwerk das direkt vom Dessauer Bauhaus entwickelt wurde und nach Jahrzehnten der Zernutzung in den letzten Jahren schrittweise restauriert wird.
Kennt man die Touristenströme ins Dessauer Gartenreich, erwartet man im sehr verkehrsgünstig gelegenen Hotel, inmitten wunderbarer Urlaubslandschaften, überbuchte Zimmer oder Preise, die dies verhindern. Wenn man dann als einziger Gast von einem perfekten Service liebevoll betreut wird, zu Preisen bei denen der Jugendherbergsverband gerade ein Doppelzimmer herausrückt, staunt man ungläubig. Man könnte einen Urlaub hier planen oder Tagungen in fast jeder Größenordnung und auch auf Hochzeiten ist man gut vorbereitet. 

Mein Tipp wäre ein erster Zwischenstopp auf einer Bahnreise. Wenn man an einem sonnigen Nachmittag in Probstzella den Zug verlässt und die wenigen Schritte zum Haus des Volkes geht, betritt man eine andere Welt. Die Architektur ist formgewordenes, ästhetisches und politisches Denken, das bis heute konfrontiert. Auch wenn man in der Restaurierungsphase scheinbar nicht gleiche Mittel und Expertise wie die Dessauer hatte, kann der erfahrene Besucher sich leicht in die Bauzeit zurückdenken.
Ein hauseigenes Museum und viel originale Substanz hilft zusätzlich. Spätere Bauschichten und Inventar sind leicht zu identifizieren und die unglaubliche Menge an Originalem verkraftet diese mühelos.
Um es noch einmal zu betonen. Es handelt sich beim Haus des Volkes vom Bauhausler Alfred Arndt nicht um ein vom Bauhaus inspiriertes Bauwerk,  sondern Arndt mobilisierte Schüler und Kollegen während seiner Zeit in Dessau für dieses Großprojekt. Auf internationalen Ausstellungen stand es repräsentativ für einen umgesetzten, sozialpolitisch motivierten Hotelbau der Dessauer, der weit mehr als ein Hotel sein wollte. Große Säle für Konzerte, Tagungen oder Theater erzählen noch heute vom ganzheitlichen Ansatz mit dem bis 500 Menschen Urlaub machen sollten.
Die Millionärssuite fehlt natürlich genauso wie andere sozioökonomische Differenzierungen der Gäste. Dass trotzdem Großzügigkeit das gesamte Raumprogramm bestimmt, empfindet man heute so politisch, wie es zur Bauzeit gedacht war.

Auch wenn die Sanierung noch nicht vollständig abgeschlossen ist, kann man das Haus heute schon genießen. Die Zimmer sind liebevoll ausgestattet und wie man auch für einen einzigen Gast das hervorragende Frühstücksbüffet wirtschaftlich bereitet, bleibt das Geheimnis der Betreiber. Zur Zeit sind Hochzeitsgesellschaften und Tagungen das Kerngeschäft, aber auch der Individualtourist ist sehr willkommen. Dass ehemalige Gäste auch die Sammlung des Hausmuseums bereichert haben, zeigt das feine Netzwerk über die Welt, das die Bauhausidee bis heute spinnt.

Sehenswürdigkeiten in unmittelbarer Nähe wie der Rennsteig, das Grüne Band, der Geopark goldenes Schiefergebirge oder der Naturpark Thüringer Wald /Frankenwald und Thüringer Schiefergebirge laden natürlich auch zu einem längeren Urlaub ein. Wenn jeder Designfreund erst einmal einen Testbesuch macht, bin ich mir sicher, dass in einigen Jahren wieder sehr angenehme Besucher den großen Garten beleben und ihre Gemeinsamkeiten und Ansprüche an Baukunst und Lebenskunst entdecken. Bis dahin kann man den Luxus genießen, dieses Bauwerk ganz allein zu erleben, den Sie sich nicht entgehen lassen sollten.
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