Tischleuchte – EB27 – Èdouard Buquet
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Trotzdem ich mich gut mit Lampendesign auszukennen meinte, erlebte ich kürzlich eine Überraschung. Eine mehrfach auf Fotos leicht übersehbare Lampe vermeintlich zeitgenössischen Ursprungs überraschte mich dreifach.
Mit ihrem Material, Entwurfsjahr und Preis. Ihr noch nie im Original begegnet zu sein, war nun Grund genug, mich mit dieser Diva zu "verabreden".
Als das Paket kam, brauchte es wenige Handgriffe, um sehr still in Betrachtung zu versinken. Schnell war klar, warum wir uns noch nie in Natura begegnet waren. Selbst die versilberte Variante war mit der Seriennummer 150 noch nicht wirklich oft produziert worden und zur Version in purem Sterling hatten sich vermutlich noch weniger Käufer entschlossen. Da gut zwei Drittel des Kaufpreises auf den Silberpreis entfallen, schien es im Zeitalter von Riesterbetrug und Zinsschwund auch Argumente für die Vollsilberlampe als Geldanlage zu geben, die ich hier aber nicht weiterverfolge.
Allein Anmutung, Funktion und Ausführungsqualität sichern diesem Designklassiker von Tecnolumen unter allen mir bekannten Verwandten eine Ausnahmestellung. Dass Eduard-Wilfrid Buquet, über den das Internet fast keine Lebensdetails kennt, ein zeitloser Entwurf gelungen ist, zeigt die EB-Leuchte beispielhaft.
So wenig man sie einer Designepoche zuordnen kann, verweigert sie sich unterschiedlichster Wohnumgebungen. Sie ist wie ein edles Schreibgerät, das auch dem Biedermeiersekretär gut steht oder einen chaotischen Schreibtisch sanft ordnet. Man könnte jetzt weiter wohlwollend die Flexibiltät und Ausführungsdetails wortreich fokussieren, wäre da nicht der Preis.
Schon für die versilberten Variante reicht ein durchschnittliches Monatseinkommen nicht und das Sterlingsilberleuchtenobjekt kann es mit einem Kleinwagen aufnehmen. Nun gibt es immer wieder in unserer schillernden Welt des Konsums Luxusprodukte für die wenigen Tausend, die es schwer haben lohnende Ziele für ihr Vermögen auszumachen.
Wir anderen übersehen diese schlicht oder in bunten Zeitungen mit sehr wechselnden Gefühlen einer fremden Welt. Die Dinge scheinen so unerreichbar, dass wir nicht einmal erwägen, sie auf unseren inneren Wunschzettel zu setzen oder finden es fast unanständig so etwas besitzen zu wollen. Diese Einstellung schützt uns vor Neid und manchem Müll und mancher ist vielleicht sogar schadenfroh, wenn er liest, dass besonders Designerklamotten von Schadstoffen höher belastet werden.
Unter kulturellen Aspekten macht es natürlich trotzdem Sinn auch zu prüfen, ob das Teuerste auch das Beste ist. Als die meistbegehrten Dinge noch mit dem "Westbesuch" zu uns reisten, beeindruckte mich meine Tante mit Sätzen wie "Ich bin nicht reich genug, billig zu kaufen." oder " Was gut ist, muss reparierbar sein." Sie schien mir sehr reich und nicht besonders handwerklich begabt, aber diese Idee von Qualität blieb mir. So ergründe ich gern auf Zeit einen Bereich unserer Produktkultur mit seiner Entwicklungsgeschichte, um am Ende mich bewusster entscheiden zu können.
Es ist die Suche nach dem für mich Besten das nicht unbedingt das Teuerste sein muss. Dieser Erkenntnisprozess beginnt meist mit zufälligen Begegnungen, ordnet sich über konzentrierte Recherche bis zu dem Tag, an dem meine Freundin beginnt sich zu wundern warum so viele Vertreter einer Produktgruppe mit uns leben müssen. Erfahrungen haben sie gelehrt, dass sich so auch schon das Ende meiner Beschäftigung abzeichnet und die Dinge wieder langsam verschwinden.
Um diesen Prozess für mich abschließen zu können braucht es nur ein, zwei Gegenstände, die meine Analyse würdig vertreten und so zu Lebensgefährten werden. So Erwählte verschaffen mir endlos Freude im krassen Gegensatz zu den spontanen Errungenschaften, deren zunehmende Mängel uns erst enttäuschen, um sie dann bestenfalls zu ignorieren.
Diese Vier Kriterien auf die Wahl unserer Schreibtischlampe angewendet macht aus der EB-Leuchte eine für mich bedenkenswerte Favoritin. Entwurf und Innovation sind geradezu auf einem frühen historischen Zenit angesiedelt, den wir gemeinhin Pionierleistung nennen.
Sie gehört zwar zu den teuersten Vertreterinnen ihrer Art, aber nichts deutet auf aufgeblähte Marketingkosten oder gewinnsüchtige Kalkulation. Schaut man auf Ausführungsqualität und handwerkliche Details, kann die geringe Auflage nur eine kostendeckende Produktion bedeuten.