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Superfest

News & Stories — 13. März 2015
von Matthias Kanter
In der Lausitz gab es im
20. Jahrhundert eine der weltweit größten Produktionen von Haushaltsglass.

Mit den Vereinigten Lausitzer Glaswerken verbindet die Designwelt das Kubusgeschirr von Wilhelm Wagenfeld und Spitzenprodukte der Glasmacherkunst mit Weltausstellungsmedallien.

Auch die Nachkriegsentwicklung fand immer internationale Beachtung.
Es war die Mischung aus technologischer Innovation der Glasherstellung und der Idee, Designer in die Entwicklung einzubinden. Seit den Jahren von Wilhelm Wagenfeld war eine einzigartige Erfahrung gewachsen, dass gutes Design einen wesentlichen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit der Herstellung nehmen kann und welche Rolle der einzelne Arbeiter dabei spielt.

So fand man im Umfeld dieser Tradition bis 1989 die Gebrauchsglashersteller für Gastronomie und Handel neben kunsthandwerklichen Studioglashütten, in denen immer noch die Handarbeit dominierte.

Mit den Gläsern der Serie "Superfest" verbindet sich ein Kapitel technologischer Forschung, das eng mit der Produktphilosophie des Ostens verbunden war. Man brauchte für die Gastronomie extreme Mengen besonders haltbarer Gläser und der wirtschaftliche Erfolg des Herstellers hing eben nicht von den Nachkaufmengen durch vorzeitigen Verschleiß ab.

Um ein möglichst universell nutzbares Gläserkonzept auf den Weg zu bringen, wurde lange an der optischen Verschleißfestigkeit des Designs gefeilt. Minimimales Gewicht, geringster Platzbedarf, universelle Nutzbarkeit und extreme Haltbarkeit waren die Eckpunkte der Konzeption.

1978/79 war es soweit, dass die ersten Gläser vorgestellt werden konnten, die nichts weniger als einen neuen Standard des Gastronomieglases repräsentieren sollten. Man hatte durch ein patentiertes Verfahren mit Spezialsalz das Gewicht reduziert und die Haltbarkeit entscheidend verbessert und das Kollektiv um Paul Bittner, Fritz Keuchel und Timo Poitz wurden schon 1980 mit dem Designpreis der DDR ausgezeichnet.

Das Resultat war so gut, dass Gastronomen bis heute von diesen Gläsern schwärmen und einige Formen immer noch in der Gaststätten und Bars zu finden sind, obwohl sie seit über 20 Jahren nicht mehr hergestellt werden.

Ich persönlich nutze zwei sichtbar von Wilhelm Wagenfeld inspirierte Formen im Alltag und immer wieder verblüfft ein Glas, dass reflexartig nach dem Hochspringen vom Steinfußboden gefangen werden kann, mit seiner Haltbarkeit.

Soweit ist Superfest Geschichte und all unsere Bemühungen, Hersteller zur Wiederauflage zu überreden, scheiterten daran, dass Glashersteller heute auf einen wirtschaftlich vertretbaren Verschleiß ihrer Gläser angewiesen sind. Darüber müsste man nicht lange lamentieren, wenn sich wenigstens die weiteren hervorstechenden Eigenschaften in heutigen Serien finden ließe.

Im letzten Sommer verbrachte ich einige Tage in Madrid. Fast in allen Bars wurden die Getränke in ganz einfachen leichten Gläsern gereicht, die mit ihrem runden Glaskantenabschluß an die Superfestgläser erinnerten. Auffällig war, neben der schönen schlichten Form, das geringe Gewicht und perfekte Stapelbarkeit. Auch wenn die großen Durchmesser in der Geschirrspülmaschine deutlich mehr Platz brauchen als die klassischen Superfestgläser, kamen diese spanischen Standartgläser zu sehr vergleichbaren Qualitäten.

Ich machte natürlich den Versuch ein Glas auf dem Steinfußboden "springen" zu lassen und auch in dieser Disziplin bestanden die Spanier mit verwandter Überlebensquote. Wie diese Gläser technologisch hergestellt werden, müssen wir noch recherchieren, aber im Praxistest kam bis jetzt kein Glaskonzept der Superfest-Idee näher.

Die Gläser aus Spanien sind extrem haltbar, besonders leicht und optisch verschleißfest entworfen. Stapelbarkeit und die Erinnerung an eine unvergleichliche Gastronomiekultur der Spanier lassen diese Gläser zu unserer Empfehlung werden bis ... wir einen Hersteller zur Wiederauflage unserer Lieblings- (Superfest-) Gläser überreden können.

Die deutsche Gastronomie hat die Spanier schon entdeckt und es scheint gerade kein Szenelokal ohne diese Gläser eröffnen zu wollen.

Vielleicht bringt das ja deutsche Hersteller zum Nachdenken.


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